Presse



Neue Musik für Männer

Wiesbadener Kurier
10.11.2015

Jubiläumskonzert: Männer-Kammerchor Sonnenberg feiert 150 Jahre Bestehen

Stimmgewaltig präsentiert sich der Männer-Kammerchor bei seinem Konzert im Kurhaus mit mehreren Uraufführungen.
Foto: RMB/Heiko Kubenka
Von Sven Rindfleisch











Neue Musik (nicht nur) für Männer

Der 1865 gegründete Männer-Kammerchor Sonnenberg (Leitung: Holger Wittgen) hatte im Juli mit 26 exemplarischen Werken aus 150 Jahren Kulturarbeit seine musikalische Historie Revue passieren lassen und im November unter dem Motto "Neue Musik für Männer" zu einem zweiten Jubiläumskonzert ins Wiesbadener Kurhaus eingeladen.

Kollegial-freundschaftliche Kontakte der Chorleiter Holger Wittgen und Jan Schumacher legten nahe, das Vokalensemble "Camerata Musica Limburg" zur Mitwirkung einzuladen. Den Part der für Knabenchor komponierten Passagen übernahm das Vokalensemble für Hohe Stimmen "arSoni" Wiesbaden, die Tenor-Soli Andreas Frese. Instrumental begleitete ein aus Mitgliedern des Hessischen Staatsorchesters bestehendes Streicher-Ensemble und am Klavier Andreas Karthäuser.

Wohlwissend, dass "Musik des 21. Jahrhunderts" nicht dem Massengeschmack huldigt, hatte man die Veranstaltung über die Klassik-Redaktion des HR, Fachzeitschriften und das Internetportal "Rhein-Main.Eurokunst" bundesweit beworben. Demgemäß waren am 07. November Kenner der Szene aus der gesamten Region im Kurhaus-Saal versammelt. Eines von mehreren Alleinstellungsmerkmalen dieses Konzertes bestand darin, dass mit Heinrich Poos, Alwin Schronen und Frank Hildmann drei namhafte Komponisten anwesend waren.

Zu Beginn erklang der vierteilige "Gesang eines toten Baumes und der Sonne" des 2009 verstorbenen Japaners Kan Ishii für Männerchor, Tenorsolo und Klavier. Unter der Leitung von Jan Schumacher zogen die insgesamt 30 Choristen, der Solist und der Pianist das Publikum mit fernöstlichen, gleichwohl vertraut scheinenden Klangstimmungen in ihren Bann.

Mit den folgenden drei Gesängen für Männerchor, Streich-Quintett und Klavier auf Gedichte von Brentano, Hesse und Hölderlin hatte der Männer-Kammerchor den in Wiesbaden geborenen Komponisten Frank Hildmann (*1963) beauftragt. Inhaltlich geht es um die menschlichen Lebenskreise, um Vergänglichkeit und höhere Mächte. Ein Werk, das auf alles Vordergründige verzichtet und durch seine den Wechselfällen des Lebens nachempfundenen musikalischen Linien unter die Haut gehen soll.

Die vokale Interpretation war dem gastgebenden Männer-Kammerchor unter Holger Wittgen und dem Tenor Andreas Frese vorbehalten. Gleichsam Reiz und Schwierigkeit lagen darin, dass die instrumentalen Vor- und Zwischenspiele keine tonalen Entsprechungen zu den Singstimmen aufwiesen, die Sänger die Akkorde sozusagen aus der Luft greifen mussten.

In der Art eines Bänkelliedes folgte die "Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration" von Heinrich Poos (* 1928) für Männerchor, hohe Stimmen, Tenor und Klavier. Der von Brecht 1938 während seiner Emigration nach Dänemark verfasste Text beschreibt eine Episode aus dem Leben des altchinesischen Philosophen Laotse.

Dieses Werk wurde nicht zuletzt deshalb gewählt, weil es sowohl auf die freiheitsbewegten Gründer des Jubilars als auch auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik referiert. Laotse und auch Brecht emigrierten, denn - so der Brecht-Text - "die Güte war im Lande wieder einmal schwächlich, und die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu!" Dirigent Jan Schumacher, die drei ausführenden Vokalensembles, der Tenor und der Pianist konnten nicht nur das Publikum, sondern auch den Komponisten überzeugen.

Nach der Pause standen mit den Werken "Jede Nacht" von Franz M. Herzog (* 1962), "Ein heller, lichter, schöner Tag" von Alwin Schronen (* 1965) und "Du bist die Ruh" von Granville Bantok (1868 - 1946) Auszüge aus dem letztjährigen Projekt "Perspektive Schubert" des Vokalensembles Camerata Musica Limburg auf dem Programm. Diese drei Werke eint der Blick durch eine zeitgenössische Brille auf die Person und das Werk des musikalischen Trendsetters Franz Schubert. Jan Schumacher und seine Camerata Musica wurden einmal mehr ihrem Ruf als richtungsweisend gerecht. Männerchor-Sound wie er farbenreicher und in allen Dynamikstufen klangschöner kaum sein kann!

Danach stand die zweite Uraufführung des Abends auf dem Programm. Der Männer-Kammerchor hatte Alwin Schronen mit der Vertonung des "Wessobrunner Gebetes" beauftragt, der Komponist ein Werk für Männerchor, hohe Stimmen, Streich-Quintett, Schlagzeug und Klavier geliefert. Die Textvorlage, ein um das Jahr 790 entstandenes Schöpfungsgedicht, gilt als das älteste im deutschsprachigen Raum.

Alwin Schronen lässt im Wechsel die Frauenstimmen den althochdeutschen Originaltext, die Männerstimmen die von arSoni-Mitglied Anna Sara Lahr gefertigte Übersetzung singen. Der Komponist spürt dem Schöpfungswunder mit musikalischen Mitteln nach und lässt das Werk mit einem siebenstimmigen Amen machtvoll ausklingen. Wiederum starker Beifall für den Dirigenten Holger Wittgen und alle 50 auf der Bühne versammelten Ausführenden.

"Neue Musik (nicht nur) für Männer" klang mit einem Werk aus, von dem der Komponist Thomas Thurnher (* 1966) sagt: "Beim Aufwachen hatte ich die Idee für dieses Stück. Aber kann man einen Traum auf diese Art einfangen?" Geträumt hatte Thurnher von dem Lied "Nacht und Träume" von Franz Schubert.

Unter der Leitung von Holger Wittgen und vom Pianisten einfühlsam begleitet, beendeten beide Männerensembles mit der beziehungsreichen Komposition "Was vom Traume blieb" das ausgedruckte Programm. Lang anhaltender Schlussapplaus für die beiden Dirigenten, den Solisten, die Instrumentalisten, die drei Vokalensembles und die anwesenden Komponisten.

Fazit: Die Ausführenden hatten einmal mehr das Klischee widerlegt, dass zeitgenössische Chormusik nur etwas für abgehobene Sektierer sei.



Gala

-Wiesbadener Kurier-

09.05.2015



Männer-Kammerchor Wiesbaden-Sonnenberg feiert 150-jähriges Bestehen



(red). Die „Waschstraße“ hatte fünf Abteilungen, und wer sie durchlaufen hatte, war symbolisch vom Staub des Alltags befreit: Die rund hundert geladenen Gäste der Jubiläumsgala zum 150-jährigen Bestehen ders Männer-Kammerchors Wiesbaden Sonnenberg erwartete diese originelle, in eine heitere Grundstimmung versetzende Prozedur am Eingang des Kaisersaals im Bürgerhaus. In Endlosschleifen singende und summende Damen in weißen Overalls säumten den Weg dere Gäste durch die aus Messebauelementen gestaltete „Waschstraße“.

Vergnüglich ging es weiter: Im Saal verteilte, in den Vereinsfarben dekorierte Bistrotische luden die Festgäste zum Flanieren und Kommunizieren ein. Zumeist kurze, launige Wortbeiträgen wechselten sich mit Chor- und dezenter Instrumentalmusik sowie dem Genuss von Fingerspeisen ab. Einen Zeitsprung in die Gründerzeit machte der unter der Leitung von Holger Wittgen stehende Männer-Kammerchor indem er das Programm mit „Trösterin Musik“ von Anton Bruckner, „Morgengruß zum Sängertage“ (1817 auf der Wartburg) von Felix Mendelssohn Bartholdy und „Die Minnesänger“ von Robert Schumann mit drei beziehungsreichen Kompositionen eröffnete.

Die frühere Wiesbadener Kulturdezernentin Margarethe Goldmann blickte auf die Historie der deutschen Chorbewegung im Allgemeinen und des ältesten Sonnenberger Chores im Besonderen. Dank und Anerkennung für 25, 40 und 60 Jahre Treue zu Chor und Verein wurden Manfred Vogel, Peter Nowoczin, Helmut Geist, Horst Schmidt und Konrad Schnurr ausgesprochen. Walter Krimmel überbrachte dem Männer-Kammerchor Grüße des Hessischen Sängerbundes sowie Ehrenbriefe des Deutschen Chorverbandes und des Hessischen Ministers für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein. Bürgermeister Arno Goßmann verlieh im Auftrag des Magistrats dem Männner-Kammerchor ein weiteres Mal die Stadtplakette in Gold. Er fand lobende Worte für die Weltoffenheit des Chores und dessen Fähigkeit, sich ohne Aufgabe musikalischer Traditionen verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen. Die Stadträtin für Schule, Kultur und Integration Rose-Lore Scholz hob hervor, dass Chorleiter Holger Wittgen seit nunmehr 20 Jahren besondere musikalische Akzente setze und kreative Veranstaltungsformate entwickle.



Chorvereinigung


Wiesbadener Kurier vom 17.04.2015
Von Anja Baumgart-Pietsch

WIESBADEN - Zwei Chöre, die schon lange zusammenarbeiten und natürlich auch zusammen singen, beide vom gleichen Chorleiter dirigiert: Da liegt es nahe, auch eine gemeinsame Organisationsform zu finden. Also haben nach zwölfjähriger „wilder Ehe“ das 2002 aus dem Mädchen-Oberstufenchor der Wiesbadener Elly-Heuss-Schule hervorgegangene Vokalensemble „arSoni“ und der traditionsreiche Männer-Kammerchor Wiesbaden-Sonnenberg sich das „Jawort“ gegeben. Unter dem Namen „Vokalmusik Wiesbaden e.V.“ treten beide Chöre nach wie vor auch getrennt auf, erwarten jedoch, so Brigitte Ulrich von „arSoni“, „organisatorische Synergien und musikalisch noch größere Bandbreiten als bisher schon“. Es sei auch kein Versuch gewesen, „aus zwei kranken Chören einen gesunden zu machen, sondern die Konsequenz aus einer über Jahre hinweg erfolgreichen Zusammenarbeit unter dem gemeinsamen Chorleiter Holger Wittgen“, sagt Holger Schlosser vom Männerkammerchor. Da Kontinuität in musikalischer Vielfalt gewollt war, ist damit auch eine umfassende Reform der Satzung des Männer-Kammerchores einhergegangen. Es galt zum Beispiel, der von beiden Ensembles regelmäßig praktizierten chorspezifischen Aus- und Fortbildung Satzungsrang zu verschaffen.

Der Männerkammerchor kann im laufenden Jahr auf sein 150-jähriges Bestehen zurückblicken, gegründet wurde er 1865 als Männergesangverein „Gemütlichkeit“ und firmiert seit 1987 unter seinem derzeitigen Namen, mit dem er auch 1993 zum Kulturpreisträger der Landeshauptstadt gewählt wurde. Der Chor pflegt internationale Kontakte zu anderen Sängern aus der ganzen Welt. Sein Jubiläum wird mit zahlreichen Veranstaltungen gebührend gefeiert. Am 25. April gibt es einen Galaabend, am 1. Mai ein Konzert mit Gästen aus der Toskana, weiter stehen Jubiläumskonzerte, eine Ausstellung und zum Abschluss der traditionelle „Sonnenberger Advent“ auf dem Programm.

NEUER VORSTAND
Holger Schlosser (Erster Vorsitzender), Melanie Frohmüller (Zweite Vorsitzende), Hans Körner (Finanzverantwortlicher). Mareike Claus ist Vertreterin des Arbeitsbereichs „Frauenchor“, Robert Jekel der Vertreter des Arbeitsbereichs „Männerchor“.

Die „arSoni“-Frauen werden stets mit von der Partie sein, nachdem bereits viele Konzerte gemeinsam bestritten wurden, zum Beispiel 2014 zwei gut besuchte Gesprächskonzerte zum Thema „Goethe in Sonnenberg”. Ein eigenes Pop-Jazz-Konzert werden sie ebenfalls im Sommer veranstalten. „Daher ist jetzt ein guter Einstieg für neue Sängerinnen möglich, sehr gerne nehmen wir Neue auf”, wirbt Brigitte Ulrich.

Und auch Holger Schlosser hat noch etwas Besonderes anzukündigen: „2016, von den städtischen Körperschaften als ,Jahr der Städtepartnerschaften’ ausgerufen, möchten wir gemeinsam mit weiteren Kulturpreisträgern der Landeshauptstadt aus dem Bereich ,Chor’ und mit kooperationswilligen Partnerschaftsvereinen ein Festival mit repräsentativen Chören aus Wiesbadens Partnerstädten auf die Beine stellen. Die bis jetzt angesprochenen Mandatsträger finden die Idee großartig.“




 

Sonnenberger Advent 2014

Sonnenberger Advent 2014 [223 KB]



Istanbul

Konzertreise Istanbul WK [47 KB]



Pressebericht im Wiesbadener Kurier



Goethe





Toskanareise



Konzert Wiesbadener Komponisten






Ausstellung Freiheitskampf- und Freizeitsgestaltung im Foyer des Wiebadener Rathauses [171 KB]





Regionalnachrichten aus Ihrer Zeitung

Botschafter in Sachen Gesang
Männerkammerchor Sonnenberg auch viel im Ausland unterwegs.

Vom 27.07.2007

Unter der Rubrik "Klangvoll" stellt das Tagblatt in unregelmäßigen Abständen Chöre und Gesangsvereine vor.
Von
Anja Baumgart-Pietsch

"Handbremse lösen, lieber Tenor", empfiehlt Holger Wittgen seinen Sängern. Die arbeiten an vertrackten Harmonien und Akkorden aus der Feder Mendelssohns: "Wasserfahrt" heißt das traurige Gedicht von Heinrich Heine, das der Komponist einfühlsam vertont hat. Nicht ganz einfach - aber einfache Literatur möchte der Männerkammerchor Sonnenberg auch nicht unbedingt singen. Unter Chorleiter Holger Wittgen, der seit zwölf Jahren dieses Amt als Nachfolger von Klaus Ochs innehat, arbeitet man an einem anspruchsvollen Repertoire vom Kunstlied bis zum Barbershop-Song.
Der Männerkammerchor entstand aus einem Traditions-Gesangverein, der sich bereits 1865 gründete. Damals waren die Wettbewerbe und Gesangswettstreite von großer Bedeutung, noch heute künden zahlreiche Pokale in allen Größen, die in einem reich verzierten Schrank im Proberaum aufbewahrt werden, von den Erfolgen vergangener Jahrzehnte. Auch im Radio war der Chor bereits 1927 zu hören. In späteren Jahren pflegten die Sonnenberger Männer viele Kontakte ins Ausland. 1987 nahmen sie den jetzigen Namen an und sind seitdem in kleinerer Besetzung aktiv: Zwölf Herren sind es aktuell, die hier gemeinsam singen.
"Natürlich sind uns neue Sänger willkommen", sagt Holger Wittgen. Das ist jedoch nicht einfach; noch immer haftet ihnen das Männergesangvereins-Etikett an - "und das zieht nicht unbedingt Jüngere Klangvoll
an", weiß Wittgen. Doch wer Lust hat mitzusingen, der darf selbstredend gerne mal in eine Probe kommen. "Ein Vorsingen brauchen wir bei dieser geringen Anzahl an Sängern nicht", schmunzelt der Chorleiter.
Intonationssicher und qualitätsbewusst sollte man aber schon sein - und auch an musikalischer Weiterbildung interessiert. Die Männer fahren ein- bis zweimal im Jahr zu einem intensiven Probenwochenende, auch eine Stimmbildnerin kümmert sich regelmäßig um den Chor. 1993 übrigens waren die Sänger stolze Preisträger des Kulturpreises der Stadt Wiesbaden. Dies ist nicht zuletzt den vielen Konzerten und internationalen Chorbegegnungen zu verdanken, die der Chor organisiert hat. Gern erinnert man sich an das "Sonnenberger Vocal-Abo", das viele namhafte Ensembles in den Kaisersaal des Vorortes brachte.
"Ganz so viel können wir momentan nicht stemmen", sagt Vorstandsmitglied Holger Schlosser. Doch ab und zu organisiert man immer noch ein Gastspiel - oder reist gleich selbst ins nahe und ferne Ausland. Slowenien, Österreich, Israel - die Sonnenberger sind im Zeichen der Musik schon recht weit herumgekommen. Die nächste Reise wird die Sänger im Oktober nach Belgien führen.
Gut arbeitet man auch mit Holger Wittgens zweitem Chor, den Damen von "arsoni" zusammen. Beim Weihnachtskonzert unter dem Motto "Sonnenberger Advent" werden diese beiden Ensembles auch in diesem Jahr wieder zu hören sein - dies ist auch die nächste Möglichkeit, den Chor in Wiesbaden live zu erleben. Wer so lange nicht warten möchte, kann eine CD mit "Männerchören der Romantik" erwerben.
Übrigens sind die Sänger immer noch durchaus traditionsbewusst: So reisten sie Anfang Juli nach Marburg, um sich dort des 100. Jahrestages eines Sängerwettstreites zu erinnern, bei dem man 1907 höchste Erfolge feierte. Über 400 Chorwerke lagern in farbigen Mappen im Repertoire-Schrank des Probenraumes in der Thalschule. Darunter Zeitgenössisches, Renaissancemusik, Romantisches und Klassisches. Rheinberger, Silcher, Janacek, Harald Genzmer - die Liste der Komponisten ist lang.
"Gospel oder Pop sind aber nicht so unser Metier", gibt Holger Wittgen zu. Beim "Chattanooga Choo choo" ungefähr hört es auf. Im übrigen pflegt der Chor auch gute Gemeinschaft. Nicht umsonst, schmunzelt Wittgen, stehen im Probenraum sowohl ein Flügel als auch eine Theke.




 


Mittsommernacht 2009