Orphei Drängar 2002

-Wiesbadener Kurier- 07.10.2002



Nordische Haltung

* Männerchor "Orphei Drängar" im Kurhaus*

,,Orpheus Knechte" So etwa lässt sich der Name des schwedischen Männerchores ,,Orphei Drängar" übertragen, der auf die Anfangszeile eines Gedichtes von C.M. Bellman zurückgeht.
Traditionsgemäß eröffnete es in der Vertonung Hugo Alfens das Konzert im Thiersch-Saal des Wiesbadener Kurhauses, mit dem der Chor eine mehrtägige Tournee im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz beendete.Und bereits hier zeigte sich, dass diese ,,Knechtschaft" so bedrückend nicht sein kann., auch wenn die Sänger samt gastgebendem Männer-Kammerchor Sonnenberg angesichts vieler freier Plätze eher enttäuscht gewesen sein mögen. Dennoch: Die dezente, von nobler nordischer Zurückhaltung geprägte Fröhlichkeit des zweiten Programmteils sprach Bände, sei es im- auch optisch gelungenen Geschwindmarsch durch die Vite Beethovens, sei es in der fulminant servierten Barbier-Overtüre Rossinis.
Recht bald aber kehrte man nach diesen gekonnten Ausflügen ins Humoristische zurück zum Ernsthaften, offenbarte unter der Leitung Robert Sund s Klangkultur und gestalterische Sensibilität. Homogener Gesamtklang, eine breite dynamische Palette, in Darius Milhauds ,,Pseume 121" an irisierende Orgelfarben erinnernd, Intonationsgenauigkeit und Textverständlichkeit in nicht weniger als sechs verschiedenen Sprachen, unterstrichen den Rang dieses Chores. Zwar vermisste man in Francis Poulens ,,Quattre petitess prieres de Saint Francois d'Assise" das harmonie-verbindende, weich-fließende Element, geriet der ,,Psalm 23" Franz Schuberts eine Spur zu einförmig. Die slovakischen und tschechischen Gesänge von Jarclav Kricka und Eugen Suchon aber waren mustergültige Beispiele pathosfreien, schleckenlosen Männerchor-Gesanges, die sicher auch die langjährige Handschrift Eric Ericsons verrieten, dem Chorleiter, der ,,Orphei Drängar" nach Hugo Alfen vier Jahrzehnte lang dirigierte. An diese Tradition knüpft Robert Sund an, ablesbar nicht zuletzt an einer frappanten Chordisziplin, die ein bewegendes ,,Tochter der Sterne" mit ungemein feingliedrigen Imitationen im vollends abgedunkelten Saal ermöglicht. Vor allem aber in Anders Hillborgs Vokal-Studie- nach den Worten des beispielhaft agierenden Moderators Boris Klanger ,,Klingendes Nordlicht"- verdeutlicht, dass ,,Orphei Drängar" zur ersten Garde derzeitiger Männerchöre zu rechnen ist.



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Musik und Texte zum Advent 2004